Vibrionen in der Ostsee
Erhöhte Vibrionen-Konzentration in den Sommermonaten
Erhöhte Vibrionen-Konzentration in den Sommermonaten
Vibrionen sind Bakterien der Gattung Vibrio mit zahlreichen Unterarten. Die bekannteste Art ist der Cholera-Erreger (Vibrio cholerae). In der Ostsee lebt vor allem das Bakterium Vibrio vulnificus – also Cholera-Entwarnung! In Flussmündungen, Meer- und Brackwasser weltweit kommt in erster Linie dieses Bakterium vor. Einige Vibrionen vermehren sich bei höheren Salzgehalten besser, wie sie etwa in der Nordsee herrschen, andere Arten bevorzugen salzärmere Gebiete.
Bei kalten Temperaturen überdauern die Bakterien im Sediment oder in Fischen. Ab einer Temperatur von 13 Grad Celsius werden die Keime aktiv. Bei Wassertemperaturen über 20 Grad Celsius und einem Salzgehalt ab 0,5 Prozent erhöht sich die Konzentration der Vibrio-Bakterien im Meerwasser deutlich. Durch Erwärmung des Wassers im Sommer zählt die deutsche Ostseeküste zu den betroffenen Regionen. Das Auftreten des Keims korreliert allerdings nicht mit fäkaler Verschmutzung. Heiße Temperaturen fördern außerdem „Feuerquallen“ und Blaualgen.
In Meerestieren (Austern, Miesmuscheln, Garnelen, Krabben und Fische) wurde das Bakterium bereits nachgewiesen. Durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel kann es zu einer Gastroenteritis kommen. Diese Infektion verläuft zumeist mild. Zur Vermeidung von Infektionen sollten diese Nahrungsmittel nicht roh verzehrt, sondern durchgegart werden. Durch mindestens zehn Minuten abkochen werden die potenziell gefährlichen Bakterien im Lebensmittel abgetötet. Bei der Zubereitung von Schalentieren sollte darauf geachtet werden, dass die Haut keine Verletzungen davon trägt.
Mit einem gesunden Immunsystem sind die Bakterien völlig ungefährlich. Menschen mit Vorerkrankungen, zum Beispiel einer Lebererkrankung, und einem geschwächten Immunsystem gehören zur Risikogruppe. Das Bakterium dringt durch Wunden (zum Beispiel frische Tattoos oder durch eine Verletzung mit den Dornen von Buntbarschen oder mit einer Muschel) in den Körper ein und verursacht Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Sepsis).
Der Verlauf ist häufig schwer. Die Infektion verläuft rasch und zeichnet sich durch eine hohe Sterblichkeitsrate aus. Die Inkubationszeit für Infektionen mit Vibrio vulnificus beträgt 12 bis 72 Stunden. Wegen des dramatischen Krankheitsverlaufs ist eine frühestmögliche Behandlung mit einer antibakteriellen Therapie (Antibiotika) entscheidend. Häufig sind bei Wundinfektionen zusätzliche chirurgische Maßnahmen erforderlich. Bei zu spätem Therapiebeginn sind aufgrund von ausgedehnten Nekrosen Amputationen oft nicht zu vermeiden. Im schlimmsten Fall kommt es zu Todesfällen.
Das Krankheitsbild richtet sich nach der Art der Infektion: Werden die Vibrionen über Nahrung aufgenommen oder versehentlich mit Meerwasser geschluckt, kommt es zu gastrointestinalen Symptomen. Diese klingen in der Regel ohne Therapie innerhalb weniger Tage ab. Eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr hilft.
Orale Aufnahme:
Gelangen die Bakterien über eine offene Wunde in den Körper, kann es zu schweren Wundinfektionen und Sepsis kommen. Es reichen bereits kleine Verletzungen. Infektionen mit Vibrio vulnificus sind selten, aber mit schwerem Verlauf, daher ist eine frühzeitige Behandlung äußerst wichtig.
Offene Wunde:
Der Erreger kann durch verschiedene Tests nachgewiesen werden: Stuhlproben, Wundsekret oder Blutkultur. Der Krankheitsverdacht sollte dem Labor für schnelle Diagnostik ausdrücklich mitgeteilt werden.
Ältere Menschen und Personen mit chronischen Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem (Diabetes mellitus, hämatologische Erkrankungen, Kortisontherapie, HIV) sollten sich genau über die Risiken informieren, denn sie sind stark gefährdet. Nach Angaben der amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) kann bei prädisponierten Personen eine Keimzahl von 100 für eine Erkrankung ausreichend sein. Besonders in den heißen Sommermonaten ist durch Wärme eine hohe Konzentration von Vibrionen wahrscheinlicher. Dennoch sind Vibrioneninfektionen äußerst selten. Schätzungen gehen von 2 bis 6 Fällen pro Jahr aus. Der überwiegende Großteil der Badegäste ist nicht betroffen.
Beim Waten durch das Wasser kann es schnell passieren, dass man sich an einer Muschel den Fuß verletzt. Über diese Wunde können nun Vibrionen in den Körper eindringen. Badesandalen können hier helfen, Verletzungen im Sand oder Wasser vorzubeugen. Auch frische Tattoos stellen ein Risiko dar, ebenso Hauterkrankungen mit offenen Stellen. Wer also bereits offene Wunden hat, sollte warmes Salzwasser besser meiden.
Wer ein gutes Immunsystem hat, für den ist das Baden und Schwimmen in der Ostsee völlig ungefährlich.
Sandalen können vor Verletzungen schützen
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